#21: Singen mit Gefühl – 7 Tipps für gefühlvolles Singen

Gefühlvoll Singen und dein Publikum berühren – 7 Tipps für mehr Gefühl beim Singen 

 

 

Als Sänger*innen möchten wir unsere Gefühle ausdrücken und auch unsere Zuhörer*innen berühren und emotional erreichen. Sobald uns beim Singen jemand zuhört, kommunizieren wir und möchten etwas „rüberbringen“, wir möchten gefühlvoll singen.

In Castingshows wie beispielsweise THE VOICE kommt es immer wieder vor, dass die Coaches sich in den Blind Auditions nicht umdrehen, obwohl die sängerische Darbietung gesangstechnisch sehr gut war Ihnen aber zu wenig Gefühl rüberkam... 

Aber wie kann man emotionaler Singen und beim Singen mehr Gefühl rüberbringen? 

Im heutigen Blogartikel gebe ich Dir 7 Tipps die Dir helfen gefühlvoller zu singen und deine Gefühle durch die Musik noch besser transportieren zu können.

(Foto (c) Nathan Dreessen)

1. Deine Songauswahl

Wenn Du einen Song gefunden hast, den Du singen möchtest und auch kannst (siehe auch meinen Blogartikel „Wie finde ich einen Song der zu mir passt?“) geht es bei der Songauswahl für dein gefühlvolles Singen in erster Linie darum, dass Du dich mit dem Song auch emotional identifizieren und ihn emotional nachfühlen kannst. Denn wenn du die jeweiligen Gefühle kennst und sie Dir vertraut sind, kannst Du sie authentischer rüberbringen. 

Der Song muss bei Dir Gefühle wecken, dich berühren und emotional ansprechen. Und hierbei geht es nicht nur um die Melodie und Musik, sondern vor allem auch um die Aussage des Songtextes und die Geschichte die der jeweilige Song erzählt. 

Kannst Du dich mit dem Thema des Songs identifizieren und bedeutet dieses Thema Dir etwas? Das ist sehr wichtig. 

Wenn es ein englischer Song ist musst Du dir unbedingt den kompletten Text übersetzen und jedes Wort verstehen was Du singst. Im Songtext findest Du nämlich eine ganze Reihe an Botschaften die Dir helfen noch einen tieferen Zugang zur Gefühlswelt des Songs und so auch zu deiner eigenen Gefühlswelt zu bekommen. 

2. Erzähle die Geschichte

Beim gefühlvollen Singen eines Songs sollte es Dir immer in erster Linie darum gehen die jeweilige Geschichte deines Songs rüberzubringen die der Songtext erzählt. 

Um die dahinterliegenden Emotionen herauszufinden kann es Dir helfen, zusätzlich zum normalen Text den Subtext miteinzubeziehen. 

Mit Subtext ist gemeint was „zwischen den Zeilen“  deines Songtextes mitschwingt und dem „normalen“ Text eine zusätzliche Bedeutungsebene gibt. In der Musik wird das auch gerne als Unterton bezeichnet oder wir kennen das auch aus dem Alltag als Sprichwort „Der Ton macht die Musik“. Also wie etwas gesagt wird, sagt sehr viel über das aus was emotional mitschwingt und wie etwas emotional gefärbt ist. Der Subtext ist in gewisser Weise auch immer Interpretationssache und Du wirst ihn auf deine Weise erspüren. 

3. Erschließe dir den Subtext

Dafür schreibe den Songtext auf oder drucke ihn aus. Überlege Dir 2-3 Adjektive die diesen Song und seine Botschaft am besten und genauesten beschreiben. Und sei hierbei nicht zu allgemein, sei sehr spezifisch. Also wähle nicht einfach nur die üblichen Adjektive wie  „traurig, fröhlich, wütend, etc.“ sondern sei sehr genau in der Beschreibung. Hier ein paar Beispiele „verletzt, sehnsuchtsvoll, desillusioniert, zuversichtlich etc. 

Im zweiten Schritt finde für jede Strophe und den Refrain etc. jeweils ein Adjektiv was das Gefühl beschreibt um das es in dem jeweiligen Abschnitt geht. Wähle dabei bewusst jeweils unterschiedliche Adjektive. Denn umso mehr Nuancen die Farbpalette der Gefühle hat die Du aus dem Text erschließt, umso nuancierter und emotional vielschichtiger kannst Du dann auch den Song interpretieren. 

4. Singe den Song ohne Text aber mit Gefühl 

Das mag Dir jetzt vielleicht im ersten Moment komisch vorkommen aber probiere das unbedingt aus. Jetzt wo Du also weißt um welche Emotionen es in dem Song geht und welche Gefühle er ausdrückt, singe die Melodie des Songs einfach auf einen Vokal, zum Beispiel auf A oder U. 

Da Du im vorherigen Schritt all die Emotionen identifiziert hast die der Song birgt, kannst Du diese nun in deinen Vokalgesang fließen lassen. Versuche dich dabei so tief wie möglich mit der jeweiligen Emotion zu verbinden und sie gesanglich auszudrücken. 

Diese Übung soll Dir ermöglichen erst einmal unabhängig vom Text in die Qualität der jeweiligen Emotion einzutauchen, diese zu erforschen und auszudrücken um sie dann im nächsten Schritt auch beim Singen mit Text erneut abzurufen. 

5. Singen ist Kommunikation 

Beim Sprechen ist es für uns selbstverständlich:  wir sprechen zu jemandem über etwas. 

Wir haben dabei immer eine Absicht, wir wollen z.B. jemanden überzeugen, unser Herz ausschütten, sagen dass wir die Person lieben etc. es geht uns um etwas. 

Wenn wir Singen kann uns die Melodie und Musik manchmal wegträumen und so sehr schwelgen lassen, dass wir ganz vergessen auch hierbei zu kommunizieren und uns klar zu machen um was es uns geht und was wir damit sagen wollen. 

Nun Du musst in jedem Moment meinen was Du singst. Genauso wie Du auch beim Sprechen meinst was Du sagst (im besten Fall) sollte dies auch beim Singen in gleicher Intensität und vielleicht sogar intensiver der Fall sein. Als Singer bist Du der Sender und es muss Dir darum gehen dass der Empfänger, also dein Adressat und Zuhörer deine Nachricht empfängt. 

Daher ist es wichtig dass Du dir klarmachst zu wem Du sprichst. Sprichst Du in dem Songtext zu einer Person, zu Gott, zu einer Gruppe von Menschen oder adressierst Du die ganze Welt etc.? Auch das ist meistens aus dem Songtext ersichtlich, aber obliegt immer ein Stück weit auch deiner künstlerischen Interpretationsfreiheit. 

Stelle Dir deine/n Ansprechpartner genau vor und adressiere sie/ihn beim Singen. Imaginierte Kommunikation kann deinen emotionalen Ausdruck beim Singen verstärken. 

6. Deine Bildliche Vorstellung 

Wenn Du die vorherigen Schritte durchlaufen hast, wollen wir uns jetzt noch Bilder überlegen, die Dir passend zum Song in den Sinn kommen. Du kannst Dir da ein ganzes Drehbuch für ein Musikvideo überlegen. Wer sind die Charaktere die darin auftauchen, an welchem Ort spielt die Geschichte und wie sieht die Handlung genau aus, was passiert? 

Wenn Du dir das überlegt hast, schließe deine Augen (Ja, beim gefühlvollen Singen ist es sehr wichtig dass Du deinen Text auswendig kannst) und stelle Dir beim Singen dein Drehbuch dabei bildlich vor. 

Gerade für Auftritte ist dies eine wunderbare Sache. Denn während des Singens wird dir deine innere bildliche Vorstellungswelt helfen dich noch stärker mit den Gefühlen des Songs zu verbinden und diese auszudrücken. 

7. Mimik und Gestik 

Unsere Emotionen spiegeln sich immer auch in unserem Gesicht und in unserem Körper wieder. Wir reagieren mit unserer Körperhaltung, unserem Blick, unserer Mimik und Gestik unmittelbar auf unsere Gefühle. 

Es kann uns als Sänger/innen nun helfen Emotionen wie ein Schauspieler auch mit unserem Körper darzustellen um diese einerseits dadurch mehr zu fühlen aber eben auch visuell auszudrücken. 

Beim Singen ist es oft als Anfänger so, dass man sich noch nicht so recht traut sich zusätzlich zum Gesang auch mit Bewegungen der Arme, Hände etc. auszudrücken. 

Wenn es Dir aber darum geht vor einem Publikum zu singen was Dich sieht können Dir deine Gestik und Mimik dabei helfen deine Emotionen noch stärker rüberzubringen. 

Dazu eine Übung für Zuhause: 

Stelle Dir vor, Du müsstest deinen Songtext vor einem gehörlosen Publikum vortragen. Du hättest nur deinen Körper, deine Gestik und Mimik um deine Geschichte und die Emotionen rüberzubringen. Singe  den Song nun indem Du ihn zusätzlich auch darstellst durch Bewegungen und durch unterschiedliche Mimik in deinem Gesicht und lass die Emotionen eben auch in deinen Körper als Ausdruckskanal fließen. 

Man nennt dies „overacting“ : also erst einmal sehr übertrieben zu schauspielern und Gefühle darzustellen mit deinem ganzen Sein um dich dabei kennenzulernen und auszuprobieren. Das kann man danach reduzieren und in stimmiger Weise, also passend zu dir und dem Song anpassen. 

Schau Dir unbedingt auch zu diesem Thema Live-Auftritte von sehr emotionalen Sänger/innen auf  Youtube an, da kann man sich einiges abschauen. Als Tipp seinen hier Adele, Bejonce, Helene Fischer, Sam Smith etc. genannt. 

Schlusswort 

Gefühlvoll Singen und mit dem eigenen Gesang andere zu berühren wünscht sich fast jede/r Sänger/in. Dabei ist es noch mal wichtig zu sagen dass Gesang und auch Performance immer Geschmackssache sind. Man wird niemals jedem gefallen können und auch nicht jeden im Herzen erreichen. Umso wichtiger ist es, dass Du den Mut hast deinen ganz eigenen für dich stimmigen Weg des gefühlvollen Singens zu finden und Songs auch auf deine eigene Weise zu interpretieren und nicht irgendwen kopieren zu wollen. Du bist nämlich einzigartig und deine Art zu fühlen und sich auszudrücken auch! 

Wie Du einen Song zu deinem Song machst erfährst Du in meinem Blogartikel: 

Sing deinen Song -  4 Tipps zur individuellen Gestaltung deiner Interpretation

 

 

 

 

Mein Name ist Canan Uzerli und meine Leidenschaft ist es Mädchen&Frauen zu helfen, ihre Stimme zu finden und ihr stimmliches Potential zu entfalten. Ich unterrichte in meinem Raum für Gesang in Hamburg oder auch ONLINE über Skype/Facetime.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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