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#23: Singen und Corona - Gesangsunterricht & Chorsingen in Zeiten der Krise

Singen und Corona – Gesangsunterricht und Chorsingen in Zeiten der Krise 

 

Chorproben sind abgesagt oder erfolgen digital per Zoom, Gesangsunterricht wird online abgehalten: Die Corona Pandemie bringt weitreichende Veränderungen für unser Leben und schränkt auch unsere bisherigen Gewohnheiten als Sänger/innen stark ein.

Das neuartige Virus SARS-CoV-2 das vor allem per Tröpfcheninfektion über die Atemwege durch Husten oder Niesen übertragen wird, steht  auch unter Verdacht über die feineren Aerosole, die wesentlich kleiner als die Tröpfchen sind (wenige Mikrometer) übertragen zu werden. 

Da auch beim Sprechen und Singen solche Tröpfchen und Aerosole an die Umgebung abgegeben werden ist es für uns Sänger/innen und Gesangslehrer/innen von besonderem Interesse über die neusten Erkenntnisse informiert zu sein um zu wissen, wie wir uns und andere vor einer Übertragung beim Singen schützen können, denn laut aktuellem Wissensstand der Forschung ist eine Ansteckung mit SARS-CoV-2-Viren beim Singen möglich.

Aktuell werden viele Studien durchgeführt um dieses neuartige Virus und sein Verhalten zu erforschen. In diesem Blogartikel gebe ich Dir Informationen die mir bis dato vorliegen und die für uns als Sänger/innen und Gesangslehrer/innen von besonderem Interesse sind. 

Unter meinem Blogartikel habe ich zudem die ausführlichen Berichte/Empfehlungen und Presseartkel unter dem Blogartikel als Quellen verlinkt, aus denen ich meine Informationen entnommen habe. 

Ich werde versuchen diesen Artikel fortwährend zu aktualisieren und die Informationen anzupassen.  

Neuste Zusammenfassung der Lage für Chorsänger

 

Singen im Chor 

Anfang April machte die Meldung über einen Chor im Nordwesten der USA in der Presse die Runde, dessen Mitglieder sich nach einer Chorprobe fast alle mit dem Covid 19 Erreger infiziert hatten. 

Das bemerkenswerte daran war, dass die Chormitglieder extra hygienische Maßnahmen wie Hände desinfizieren, größerer Abstand beim Singen und den Verzicht auf eine nahe Begrüßung durch Umarmen oder Küssen vorsorglich umgesetzt hatten. 

Alle Teilnehmer fühlten sich außerdem während der Probe fit und gesund, ohne jegliche Anzeichen eines Infekts. Und dennoch kam es zu der hohen Ansteckungsquote von über 75%. 

Die Wissenschaft fand kurze Zeit später heraus, dass auch Personen ohne Symptome das Virus übertragen können, was auch  im obigen Fall passiert sein muss. 

Das infektiöse Tröpfchen wenn sie eingeatmet werden ansteckend sind, ist bekannt. Und auch die Tiefe der Einatmung soll eine Rolle für den Verlauf der Infektion spielen. Da man beim Singen sehr tief einatmet besteht auch hier ein höheres Risiko. 

Wie genau sich Tröpfchen und Aerosole beim Singen ausbreiten und wie weit sie in die Umgebung abgegeben werden ist bisher noch nicht durch Studien belegt. Es werden dazu aber Experimente durchgeführt und weiter unten habe ich die derzeitigen Erkenntnisse dazu zitiert. Die Universität Wien hat  in einem Experiment die fotographische Darstellung von ausgeatmeten Aerosolen beim Singen geschafft: https://bit.ly/2XuhQAb

Was das Chorsingen betrifft ist schon allein durch die Anzahl der anwesenden Personen das potentielle Ansteckungsrisiko erhöht. Hinzu kommt, dass Chorproben vornehmlich in geschlossenen Räumen stattfinden und der empfohlene Mindestabstand von 2m oftmals schwer einzuhalten ist. 

Da sich die Ausatemluft aller Personen im Raum mit der Zeit durchmischt und infektiöse Aerosole und kleinere Tröpfchen „wandern“ können, müsste für eine dauernde Durchlüftung mit frischer Luft gesorgt sein. Auch dies ist nicht überall zu bewerkstelligen. Das Singen mit Atemmasken über einen längeren Zeitraum wird als zu wenig schützend bewertet, da die Masken durch das Singen schnell zu feucht werden könnten. 

Zur Zeit wird noch einstimmig (Berliner Charitee, Freiburger Institut für Musikermedizin, Deutsche Stimmklinik) von der Durchführung von Chorproben in geschlossenen Räumen abgeraten und ist ja auch generell behördlich verboten.

Das kann sich aber noch ändern, zumal neuere Untersuchungen von Prof. Dr. Christian Kähler und seinem Assistent Dr. Rainer Hain vorliegen, die an der Universität der Bundeswehr in München detaillierte Experimente mit einer professionellen Sängerin, Laiensänger/innen und Bläsern durchgeführt haben und feststellen konnten, dass beim Singen eine relativ geringe Luftbewegung geschieht.

"Bei der professionellen Sängerin haben die Versuche gezeigt, dass bei einem Abstand von rund 0,5 m nahezu keine Luftbewegung mehr feststellbar ist, unabhängig davon wie laut der Ton war und welche Tonhöhe gesungen wurde. Eine Virusausbreitung über die beim Singen erzeugte Luftströmung ist daher über diese Grenze hinaus äußerst unwahrscheinlich. Laienmusiker, die beim Singen nicht die von Profis meist genutzte Zwerchfellatmung, sondern eher die natürliche Brustatmung verwenden, kommen auch nicht über diesen Bereich hinaus. Die geringe Ausbreitung der Luftbewegung ist laut Prof. Kähler nicht verwunderlich, denn beim Singen wird ja kein großes Luftvolumen stoßartig ausgestoßen wie etwa beim Niesen oder Husten. Vielmehr besteht die Kunst des Singens darin, möglichst wenig Luft zu bewegen und trotzdem einen schönen und kräftigen Klang zu erzeugen. Die Versuche haben gezeigt, dass selbst beim Singen eines fast 12 Sekunden anhaltenden tiefen Tones nur etwa ein halber 3 Liter Luft ausgeatmet wird. " ( siehe: https://bit.ly/3beGMPJ)

Da beim Singen oftmals auch eine Menge von Schleim freigeschwungen wird die Sänger/innen oftmals abhusten oder sich räuspern, muss weiterhin besonderes Augenmerk auf den Abstand und die Hustenetikette gelegt werden. 

Im Bericht der Universität der Bundeswehr München heißt es zudem: "Bei Berichten, die das Singen als Erklärung für die Infektion großer Teile eines Chores anführen, sollte hinterfragt werden, ob nicht das Sozialverhalten der eigentliche Ursprung der Infektion ist. Wenn besonders kontaktfreudige Menschen andere Chormitglieder mit Umarmung und Küsschen begrüßen, sich in der Pause angeregt unterhalten, nach der Probe noch in geselliger Runde Abendessen oder einen Wein miteinander trinken, bevor sie sich herzlich verabschieden, kann davon ausgegangen werden, dass dieses Sozialverhalten im Falle einer Infektion kritischer ist als das Singen selbst."

Da Chorproben meist über einige Stunden abgehalten werden, muss man auch die langsame Raumluftströmung in die Betrachtungen mit einbeziehen. Im oben genannten Bericht heißt es dazu weiter:

"Wichtig ist auch die Größe der Räume. Wenn die Räume ausreichend hoch sind, dann führt eine längere Verweildauer der Tröpfchen über den Personen dazu, dass die Tröpfchen verdunsten, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist. Selbst wenn die Viren ohne Tröpfchen infektiös bleiben sollten, was keineswegs sicher ist, wird sich die Infektionsgefahr aufgrund der Vermischung in den oberen Luftschichten der Räume weiter reduzieren, sofern die Deckenhöhe ausreichend ist. Bei niedrigen Räumen können die Tröpfchen vor dem Verdunsten wieder nach unten strömen und evtl. eine Tröpfcheninfektion an anderer Stelle bewirken, wenn sie nicht durch die Decke abgesaugt werden. Für einen sicheren Musikbetrieb sind daher neben den Abstands- und Aufstellungsregeln auch die Klimatisierung und die Raumgröße wichtig."

Gesangsunterricht im Einzelunterricht 

Einzelunterricht im Fach Gesang ist in manchen Bundesländern schon wieder erlaubt. Hier in Hamburg besagt die Verordnung, dass ab 14.5.2020 wieder Einzelunterricht abgehalten werden darf.

Das Institut für Musikermedizin der Universität Freiburg und auch die Klinik für Audiologie und Phoniatrie  der Berliner Charitee empfehlen für den Gesangsunterricht folgende hygienische Maßnahmen vorzunehmen: 

- Begrenzung auf 2 Personen im Raum und größtmögliche Raumgröße (10qm pro Person)
- Abstand zum Lehrenden von mindestens 3m 
- Einsatz von Spritz-/Spuckschutz 
- Konsequentes Lüften, Lüftungspausen während der Stunde oder permanenter leichter Durchzug während der Stunde 
- Mind. 15min Durchlüften nach der Stunde 
- So wenig wie möglich Kontakt zu Oberflächen 
- Mundschutz für die Lehrperson

Solche Empfehlungen helfen uns Gesangslehrer/innen/Chorleiterinnen unsere Räumlichkeiten anzupassen und mit diesen Schutzmaßnahmen unseren Schüler/innen die größtmögliche Sicherheit zu bieten. Es sind alles Vorsichtsmaßnahmen um eine Ausbreitung der derzeitigen Pandemie zu verlangsamen und unser Gesundheitssystem dadurch zu entlasten. 

Resümee

Es sind keine leichten Zeiten für uns Sänger/innen und leidenschaftliche Chorsänger. Denn Singen ist ja soviel mehr als ein schönes Hobby oder Beruf. Singen ist wohltuend für die Seele, schenkt unbändige Freude und wirkt erhebend. Singen ist wie Therapie und so heilsam. In der Gruppe kommt die soziale, gemeinschaftliche Komponente hinzu, die sich zusätzlich stark positiv und sogar gesundheitsfördernd auf den Einzelnen auswirkt. Umso größer der Verlust in diesen Tagen für all jene, deren Chöre nicht stattfinden können 

Wenn auch Du davon betroffen bist, dann hoffe ich dennoch, dass Du nicht den Kopf in den Sand steckst und die digitalen Chorproben nutzt, wenn sie denn angeboten werden. Oder Du probierst jetzt mal Online-Gesangsunterricht oder einen Online-Gesangskurs aus. Und ansonsten singe unbedingt weiter, zum Beispiel mit Aufnahmen von Eurem Chor oder anderen Musikaufnahmen der Stücke, die ihr gesungen habt...schließe die Augen und fühle dich ein, als wärst Du Teil des Chores...

So sehr ich den Präsenz-Unterricht und meine lieben Schülerinnen vermisse, genauso wie das Geben oder Besuchen von Konzerten oder das Singen live in der Gruppe: ich finde es wichtig, dass man besser auf Nummer sicher geht bei einem so neuartigen und noch unbekannten und wenig erforschten sowie als gefährlich erachteten Virus. 

Es ist dabei wirklich ein großes Glück, dass die Digitalisierung uns zumindest virtuell verbindet und das Singen und der Gesangsunterricht online auch zusammen möglich ist! Natürlich ist es nicht dasselbe aber in jedem Fall besser als nichts zur Überbrückung und macht vielen meiner Schülerinnen sogar großen Spaß! Manche empfinden es auch von Vorteil sich den Weg zu sparen und entspannt von Zuhause aus den Unterricht zu empfangen. 

Ich habe in meinem Raum für Gesang schon alle empfohlenen hygienischen Vorkehrungen getroffen und werde sobald es wieder erlaubt ist auch Präsenzunterricht abhalten, unter den oben beschriebenen Schutzmaßnahmen. Bis dahin unterrichte ich Online über Skype oder Facetime und erstelle meinen Schülerinnen Übe-Videos. 

Wir werden noch eine längere Zeit mit diesen besonderen Umständen zutun haben und müssen uns an die neuen Gegebenheiten anpassen. Das fällt nicht immer leicht, aber für uns alle gilt es kreativ zu sein und zu lernen mit diesen Umständen zu leben und das Beste daraus zu machen. 

Wenn Du dich noch ausführlicher über die genannten Empfehlungen und den Stand der Forschung informieren möchtest, findest Du hier die Links zu den Seiten, von denen ich meine Informationen bezogen habe und wo Du nachlesen kannst: 

Klinik für Audiologie und Phoniatrie - Berliner Charité

Institut für Musikermedizin der Universität Freiburg

Deutsche Stimmklinik

Universität der Bundeswehr München

 

Presse-Artikel

Neue Züricher Zeitung

NDR

t-online

 

Mein Name ist Canan Uzerli und meine Leidenschaft ist es Mädchen&Frauen zu helfen, ihre Stimme zu finden und ihr stimmliches Potential zu entfalten. Ich unterrichte in meinem Raum für Gesang in Hamburg oder auch ONLINE über Skype/Facetime.

 

 

 

 

 

 

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