#24: Selbstbewusster Singen - Acht Schritte

Selbstbewusster Singen – 8 Schritte 

 

In meinem Gesangsunterricht frage ich meine Schülerinnen in der ersten Stunde immer nach ihren Zielen und was sie sich für sich und ihre Stimme wünschen. 

 

Neben verschiedenen gesangstechnischen Zielen, die genannt werden, wie beispielsweise: „Höher singen lernen“, „kraftvoller und lauter singen“ oder „entspannter singen ohne heiser zu werden“ etc. wird fast immer auch der Wunsch nach selbstbewussterem Singen genannt. 

Aber was bedeutet es eigentlich selbstbewusst zu sein? Und was ist die Ursache für ein schwaches Selbstbewusstsein? Und wie kann man selbstbewusster singen und sein Selbstvertrauen stärken? 

Im heutigen Blogartikel möchte ich dieser Frage nachgehen und Dir Tipps geben, die Dir helfen, selbstbewusster zu singen. Denn die gute Nachricht ist: Ein gesundes Selbstbewusstsein kann man lernen. 

Was bedeutet eigentlich Selbstbewusstsein? 

Aus unserem Sprachgebrauch kennen wir den Begriff aus Sätzen wie „sie hat ein großes Selbstbewusstsein“ oder „sie hat ein kleines Selbstbewusstsein“, „Du solltest mal an deinem Selbstbewusstsein arbeiten!“ Oder „Du bist so wenig selbstbewusst“ etc. 

Wenn wir uns den Begriff anschauen, haben wir hier zwei Teil-Begriffe „Selbst“ und „Bewusstsein“. Und ganz einfach könnte man sagen „Selbstbewusstsein ist das Bewusstsein von uns selbst.“ Also das, was wir uns von uns selbst bewusst machen. 

Selbstbewusste Menschen sind sich ihrer selbst bewusst, sie haben sich mit ihren Stärken und Schwächen auseinandergesetzt. Sie kennen sich selber und haben sich ein Bild von sich selber gemacht. Der Philosoph Immanuel Kant formulierte es so: Selbstbewusstsein entsteht „aus der Beobachtung und Reflexion des eigenen ich.“ 

In dem Moment, wenn Du morgens in den Spiegel siehst wirst Du dir deiner selbst bewusst. Die Frage ist dann, durch welche Augen siehst Du dich an? Mit einem liebevollen Blick oder mit einem selbstkritischen Blick? 

Jeder Mensch hat ein Selbstbewusstsein. Und es gibt dabei kein kleines oder großes Selbstbewusstsein. Entscheidend ist, ob Du ein blockierendes, dich bremsendes Selbstbewusstsein hast oder ein Selbstbewusstsein, das förderlich und stärkend für dich ist. Also durch welche Brille oder durch welchen Filter Du dich betrachtest. 

Dazu ein kurzer Werbe-Film, der ganz gut verdeutlicht, was eher bremsendes, falsches Selbstbewusstsein ist: https://bit.ly/3cXWz6p 

Selbstbewusste Menschen im Positiven Sinne stehen zu sich selber mit all ihren Stärken und Schwächen und haben einen wohlwollenden und liebevollen Blick auf sich selbst. Sie sind mit sich selbst im Reinen und haben Frieden mit sich geschlossen. 

Selbstvertrauen und Selbstwert 

Selbstbewusste Menschen im positiven Sinne schätzen sich selber wert, so wie sie sind. Sie haben ein gutes Selbstwertgefühl und machen ihren Selbstwert auch nicht von vermeintlichen Schwächen und Fehlern abhängig oder von äußeren Faktoren. 

Ganz im Gegensatz zu Menschen mit einem negativen Selbstbewusstsein, die ihren Fokus vor allem auf ihre Unzulänglichkeiten und Fehler lenken und ihren Gesamtwert als Mensch dadurch verringern, indem sie sich selber ablehnen. Jeglicher Fehler bewirkt, dass sie sich selber als Person abwerten. 

Ein positives Selbstbewusstsein verhilft zu einem größeren Selbstvertrauen. Da sich Menschen mit einem guten Selbstbewusstsein bewusst sind, was sie können, trauen sie sich auch entsprechend mehr zu. 

Selbstvertrauen wächst im Laufe der Zeit, je mehr man seine Fähigkeiten entwickelt und durch das Tun erfährt, dass man immer kompetenter wird. 

Was sind die Ursachen eines schwachen Selbstbewusstseins? 

Bezogen auf das Singen erlebe ich bei meinen Schülerinnen zwei Ursachen von negativem beziehungsweise geringem Selbstbewusstsein. 

1. Negative Erfahrungen 

Manche meiner Schülerinnen haben schlechte Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht. Beispielsweise mussten sie vorsingen und wurden schlecht bewertet oder ihnen wurde sogar von vermeintlichen Pädagogen, Mitschüler/innen, Geschwistern oder sogar den Eltern gesagt „Du kannst nicht singen“ oder „hör auf zu singen, das hört sich schrecklich an.“ 

Manchmal erinnern sie sich nicht mehr genau an die Situation, haben aber die tiefe innere Überzeugung verankert  „ich kann nicht singen“. 

Das ist natürlich fatal. Gerade in der Kindheit, genaugenommen in den ersten sechs Jahren entscheidet sich wie selbstbewusst der Mensch später durch das Leben geht. Negative Erlebnisse und Bewertungen sowie negative Glaubenssätze speichern sich tief im Unbewussten und werden zu inneren Überzeugungen. 

Diese negativen Glaubenssätze können so stark sein, dass man auch bei stetigem Lernfortschritt ständig an sich zweifelt und schwer von den eigenen Fähigkeiten überzeugt ist. Es kann sogar vorkommen, dass mein Lob nicht angenommen werden kann, weil die negative Überzeugung so stark ist. 

2. Selbstkritik und geringe Selbstachtung 

Manche Schülerinnen werten sich selber beim Singen ständig ab und verzeihen sich keine Fehler. Sie lehnen ihre  „noch nicht perfekte“ Stimme ab und  sind sehr hart zu sich selber. Ihr innerer Kritiker ist erbarmungslos und ständig am wettern „Du bist nicht gut genug,  du bist inkompetent, das war schlecht, Du wirst das nie lernen!“ etc. 

Auch dieses Verhalten kann aus der Kindheit kommen, wo unser Umfeld uns prägte wie man mit Misserfolgen umgeht. Ob man die Schuld immer bei sich selber suchte und sich dadurch abwertete oder ob man nie gut genug war oder der Satz „Eigenlob stinkt“ einem eingebläut wurde und man klein gehalten wurde. So konnte sich beispielsweise ein Perfektionismus entwickeln, der einem das Gefühl gibt nie gut genug zu sein. 

Die gute Nachricht 

Die gute Nachricht ist: gutes Selbstbewusstsein kann man auch als Erwachsene/r noch lernen! Es ist natürlich im Erwachsenenalter etwas mühsamer diese alten Strukturen aufzubrechen aber es ist möglich dich in einem neuen Licht zu sehen. Dazu erhältst Du im Folgenden einen Weg, der Dir hilft, dich in einem neuen positiven Licht zu sehen:

Eisberge und Singen 

In ersten Schritt geht es darum dir bewusst zu machen, welche negativen Überzeugungen Du in Dir trägst, oder wie dein innerer Kritiker dich beim Singen bewertet. 

Lass uns in diesem Zusammenhang aber noch mal verstehen, warum es so essentiell wichtig ist, dass Du deinen inneren Kritiker entlarvst und warum Dein Gesang wie die Spitze eines Eisberges ist: 

Eisberge sind nur mit 10% ihres Volumens auf der Wasseroberfläche sichtbar. 

Die restlichen 90% sind unter Wasser verborgen. Wenn wir nun dieses Phänomen auf unser Dasein als Sänger/innen übertragen, wären die 10% unsere hörbare Stimme, also das was im Außen ankommt. Und 90% wären unsere innere Welt, all das was in unserem Inneren vor sich geht: unsere unbewussten Gedanken, Glaubenssätze, Geschichten die wir uns erzählen, also bis in neuronale Netzwerke gespeicherte Informationen, unser Unterbewusstsein. 

Und dein Gesang, dein Singen wird maßgeblich von deiner inneren Welt mitgesteuert, im Positiven wie im Negativen. 

Auf dem Weg zum vollen Potential deiner Stimme geht es deshalb auch immer um die innere Arbeit deine Glaubenssätze aufzuspüren, wie ein Detektiv und sie, ohne Dich zu bewerten, anzuschauen um sie dir bewusst zu machen. 

Es geht im ersten Schritt darum, dass du ein Verständnis und eine Klarheit entwickelst wo du gerade stehst, wo befindest du dich gerade auf deinem stimmlichen Weg, was glaubst du über deine Stimme und deinen Gesang, was für Gedanken, Überzeugungen und Gefühle hast du bezüglich deiner Stimme, deines Gesangs und auch über dich? 

Mach dir einen ehrlichen Überblick. Es ist wichtig, dass du dich dabei nicht bewertest, sondern es einfach erforschst und liebevoll mit Mitgefühl betrachtest. Denn oftmals ist uns gar nicht bewusst, was da im Inneren für Gedanken und Überzeugungen ablaufen, die uns unterstützen und empowern aber auch begrenzen und blockieren. 

Schreibe ALLES auf was du über deine Stimme denkst, fühlst, positives und negatives. Du bist wie ein Forscher auf dem Weg einen Schatz zu finden. Was ich Dir jetzt schon sagen kann: die negativen Glaubenssätze und Gedanken die du vielleicht finden wirst sind oftmals nicht wahr!!   

Und diese wollen wir im nächsten Schritt dann auflösen: 

Dazu 8 Schritte: 

1. Beobachte deine Gedanken ohne sie zu bewerten, nimm wahr, welche Gedanken Dir nicht gut tun 

2. Erkenne deine negativen Glaubenssätze (die deines inneren Kritikers), schreibe auf welche Gedanken dich einschränken, blockieren und klein machen. 

3. Frage dich, welchen Effekt diese negativen Gedanken auf deinen weitern Lebensweg und deine Entwicklung als Sängerin haben, wenn du daran festhältst?  

4. Überprüfe sie und frage dich: ist dieser Gedanke wirklich wahr? Könnte es sein, dass die Möglichkeit besteht dass sie unwahr sind? Gibt es dafür vielleicht Beweise nach denen du Ausschau halten kannst? 

5. Wer wärest du ohne diese Gedanken, wie fühlt es sich an, wenn du diesen negativen Gedanken nicht mehr glauben würdest?  

6. Schreibe alle Gegenargumente auf, die Dir einfallen, warum diese Gedanken unwahr sind. Wenn dir das schwer fällt, suche einen Gesangscoach auf und lass dir Feedback geben, frage deine 3 wichtigsten Menschen in deinem Leben. 

7. Formuliere aus deinen Gegenargumenten 5 positive Affirmationen (positiv formulierte Glaubenssätze) über dich.  

8. Stop! Die Stop Technik hilft dir, sobald du dich wieder dabei beobachtest einen negativen und begrenzenden Gedanken zu denken, innerlich Stop zu sagen. Und ihn im zweiten Schritt mit einem positiven Gedanken zu ersetzen! 

Schlusswort 

Positives Selbstbewusstsein ist so wichtig für deine stimmliche Entwicklung. Einen liebevollen Blick auf dich und deine Stimme zu entwickeln wird Dir dabei helfen eine wunderbare Beziehung mit deiner Stimme einzugehen. Du wirst schneller und freudvoller Fortschritte machen und das volle Potenzial deiner Stimme entfalten können.

Du wirst dich nicht mehr unnötig blockieren, du wirst mutiger werden und dir mehr zutrauen. Und Du wirst die Fähigkeit entwickeln deinen Selbstausdruck zu befreien und deine Stimme als ein wunderbares Geschenk zu erleben.  Du wirst motiviert sein dazuzulernen und beim Gesangstraining am Ball zu bleiben, weil Du daran glaubst, deine Ziele erreichen zu können. 

Um dich darin zu unterstützen, habe ich das RAUM FÜR GESANG Journal entwickelt.

Journaling ist ein neuer Begriff für eine Art Tagebuchführen mit bestimmtem Fokus. Es hilft dir dabei, Prioritäten zu setzen, die eigenen Gedanken zu organisieren und weg vom Chaos hin zu mehr Klarheit und Achtsamkeit zu gelangen. 

Du lenkst die gesamte Aufmerksamkeit deiner linken Gehirnhälfte auf den Prozess des Schreibens und hältst damit den analytischen Teil deines Hirns beschäftigt. So hat die intuitive, kreative linke Seite freie Bahn und du kannst deine Gedanken und Gefühle ganz frei in Worte fassen. Vielen fällt es so deutlich leichter, Erlebtes zu reflektieren. 

Die vorgefertigten Felder im undatierten Kalenderteil dieses Journals sind darauf ausgelegt, dich auf dem WEG deine Stimme zu finden zu begleiten, und dich beim Kultivieren eines wertschätzenden Selbstbildes zu unterstützen. Was immens wichtig ist, um schneller und freudvoller voranzukommen. 

Aber nicht nur das, das Journal enthält einen ausführlichen Coachingteil, der dir hilft, zu erkennen, wo du stimmlich gerade stehst, deine gesangliche Vision zu finden und deine dich blockierenden Glaubenssätze aufzuspüren und neue, dich stärkende Glaubenssätze zu finden.

Hier bekommst du dazu mehr Infos. 

 

Aber die wichtigste Info zum Schluss: Stimmliche Entwicklung ist immer möglich!

Glaub an deine Träume und Liebe deine Stimme! 

LET YOUR HEART SING! 

Deine Canan 

  

  

PS: Noch ein ❤ Buchtipp: LIEBEN WAS IST von Byron Katie

 

 

 

 

Mein Name ist Canan Uzerli (Sängerin & Gesangspädagogin) und meine Leidenschaft ist es Mädchen&Frauen zu helfen, ihre Stimme zu finden und ihr stimmliches Potential zu entfalten. Ich unterrichte in meinem Raum für Gesang in Hamburg oder auch ONLINE über Skype/Facetime. 

  

 

 

 

 

 

 

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