#7: LAMPENFIEBER beim Singen - Schluss damit! 7 Tipps um entspannter aufzutreten

  LAMPENFIEBER Überwinden – 7 Tipps für einen entspannteren Gesangsauftritt

 

 

Lampenfieber ist unter Sänger/innen weit verbreitet und auch ich kann ein Lied davon singen. Meiner Erfahrung nach kann man aber lernen, damit umzugehen und es gibt nützliche Strategien dafür!

In diesem Blogartikel gebe ich Dir 7 Tipps, die Dir helfen, Lampenfieber zu reduzieren, sodass Du einen leichten und freudvollen Auftritt hast! 

Lampenfieber beim Singen gehört zum Auftritt dazu und ist ja auch ein gutes Zeichen. Warum? 

In der positiven Form hilft uns das Lampenfieber durch den sogenannten Eustress in die richtige Energie zu kommen und unser volles Potential auf der Bühne darzubieten: Wir sind wach, konzentriert und voll fokussiert im Hier und Jetzt. In dieser Form ist es eine große Hilfe und eine Unterstützung, sein Bestes geben zu können. 

Es gibt aber auch den Fall, dass das Lampenfieber besonders ausgeprägt ist und dass das ausgeschüttete Adrenalin körperliche Reaktionen hervorruft, die für Sänger/innen unangenehm sind und beim Vortrag stören. Bei jedem äußert sich dies individuell und so muss auch jeder für sich selber herausfinden, welche Übungen und Strategien am besten greifen. Meine Tipps laden dich zum Ausprobieren ein! 

Aber noch einmal zur entscheidenden Frage: 

Was können wir als Sängerinnen tun, um unsere Nerven zu beruhigen und unser Selbstvertrauen auf der Bühne zu stärken? 

1. Gesangstechnik 

Das mag jetzt vielleicht selbstverständlich klingen, wird aber oft unterschätzt. Wenn Sänger/innen ihre Gesangstechnik vernachlässigen, können sie sich auf der Bühne und bei Nervosität  nicht wirklich mehr auf sie verlassen. Durch Gesangsübungen trainiert man ja seine Stimmmuskeln und gewisse Abläufe, die sich im Muskelgedächtnis festsetzen. Wenn Du dies regelmäßig tust und es gut funktioniert, wird dich das auch in einer Bühnensituation stärken, einfach weil Du innerlich weißt, dass Du dich darauf verlassen kannst. 

2. Bestmögliche Vorbereitung 

Auch dies sollte selbstverständlich sein und man kann es nicht genug betonen: Du musst deinen Song im Schlaf können. Denn nichts verstärkt Lampenfieber mehr, als schlecht vorbereitete Songs. Alle Noten  und auch der Text müssen erschlossen sein und „sitzen“ sowie komplett auswendig gelernt. Eine meiner früheren Lehrerinnen meinte dazu „so gut, dass ich dich um 3h nachts wecken könnte und du sagst mir den Text auf.“ 

Der Sinn dahinter ist auch wieder die Beruhigung, denn dann fällt in jedem Fall etwaiger Stress wegen zu schlechter Vorbereitung weg und Du fühlst dich sicher mit deinem Song. Und ich finde es vollkommen ok, dass man sich den Text irgendwo in Sichtweite aufstellt, so dass man, falls man doch mal holpert, schnell nachschauen kann ... Aber der Vortrag sollte ansonsten so frei wie möglich sein. 

Genauso ist die generelle Vorbereitung am Tag des Auftrittes wichtig. Plane genügend Zeit für die Anfahrt ein, sei frühzeitig am Ort, um dich mit der Bühne und den Gegebenheiten vertraut zu machen. Packe am besten schon einen Tag vorher alles was Du brauchst zusammen und wähle auch ein Bühnenoutfit in dem Du dich sicher und wohl drin fühlst schon Tage vorher aus. Wärme deine Stimme gut auf und habe genügend Wasser dabei. Ich habe z. B. immer eine kleine Flasche Wasser mit auf der Bühne. 

3. Annahme/Akzeptanz 

Wenn Du dich innerlich gegen das Lampenfieber auflehnst und die Angst unter den Teppich kehren willst oder dich als ihr Opfer fühlst, ist das kontraproduktiv. Meistens wird sie dann eher stärker, vor allem wenn man sie bekämpfen will. Es geht darum, das Lampenfieber/die Angst anzunehmen und anzuerkennen und sich selber in der Situation auch. Sage Dir: „Auch wenn das Lampenfieber da ist, trotzdem akzeptiere und liebe ich mich, auch wenn ich mich so aufgeregt fühle, ich liebe und akzeptiere mich.“ Tauche tief in das Gefühl der Selbstannahme und Selbstliebe. 

4. Atmung 

Bei Aufregung kommen wir oft in die Hochatmung oder Flachatmung und atmen mehr ein als aus. Wusstest Du, dass das Ausatmen die Entspannungsfunktion unseres Körpers ist? Mache Dich luftleer und halte kurz die Luft an, lasse den Bauch los und die Luft wie von selber tief in deinen Körper strömen. Beim nächsten Ausatmen atme auf Fffff möglichst ruhig und lange die Luft aus.

Du kannst Dir auch vorstellen, wie Du mit dem Ausatmen alle Anspannung und Aufgeregtheit loslässt und aus Dir heraus atmest. Ich mache meistens, bevor ich auf die Bühne gehe, drei kräftige Ausatmungen auf Fffff und schicke mit der Luft alle Anspannung aus dem Fenster. 

5. Das richtige MINDSET entwickeln 

Gedanken sind das ganze Leben, heißt es. Was wir denken, hat direkten Einfluss darauf, wie wir uns fühlen. Und manche tief verwurzelten negativen Glaubenssätze über uns selbst lösen binnen Millisekunden ein ungutes Gefühl in unserem Körper aus. 

Negative Glaubenssätze 

Wenn Du Anspannung und Druck verspürst, spüre mal in dich hinein, welche innere Überzeugung ist es, die dieses Gefühl verursacht... ist es vielleicht die Angst nicht gut genug zu sein oder die Angst, einen Fehler zu machen? Oder ist es ein antreibender Gedanke wie „Du musst perfekt sein!“ oder die Angst vor Ablehnung? 

Oft haben sich diese negativen Glaubenssätze irgendwann in der Vergangenheit durch bestimmte negative Erfahrungen gebildet, die wir gemacht haben. So kann es beispielsweise sein, dass Du irgendwann in der Schule ein Referat halten musstest, bei dem Du den Faden verloren hast oder bei einer Aufführung den Text vergessen hast und ausgelacht wurdest... und kaum geht es darum, dich vor anderen Menschen zu exponieren, will dich dein Unterbewusstsein davor warnen.

Das Gehirn kann nämlich nicht zwischen Imagination und Realität unterscheiden, sobald Du einen Gedanken denkst und dir dementsprechend etwas vorstellst, ist es für das Gehirn so, als wäre dies die Realität. 

„STOPP!“ 

Wir können uns nun diesen Umstand zunutze machen: Wir können lernen, unsere Gedanken bewusst zu steuern. Wenn Du also an deinen Auftritt denkst und es kommt ein negativer Gedanke sage innerlich „STOPP!“ Und wähle im Gegenzug bewusst einen positiv formulierten Gedanken wie z. B. „voller Leichtigkeit und Freude und ganz verbunden in Liebe singe ich mein Lied vor dem Publikum“.

Formuliere Dir am besten mehrere solcher stärkender Sätze und schreibe sie auf. Und denke sie, wann immer Du an den Auftritt denkst, täglich immer wieder ganz bewusst. Auf einen negativen Gedanken musst Du mindestens zehnmal, lieber dreißigmal einen positiven Gedanken denken. Denn ein alter negativer Glaubenssatz, den Du schon zigtausende Male gedacht hast, hat sich schon als Struktur in deinem Gehirn verankert, als Synapse.

Und Du kannst jetzt aber aktiv dazu beitragen, dass sich in deinem Gehirn neue Synapsen verknüpfen, indem Du neue, positive und dich stärkende Sätze denkst. Wichtig dabei ist, dass sie in der Gegenwart formuliert sind und keine Negationen enthalten, also anstelle:

„Ich habe keine Angst auf die Bühne zu gehen“ sagst Du: „Locker und leicht, voller Freude gehe ich  auf die Bühne und genieße den Auftritt.“ 

 

NLP Übung „Fröhliches Strichmännchen“ 

Eine weitere Möglichkeit ist die folgende: Wann immer Du an deinen Auftritt denkst, zeichne dich als fröhliches Strichmännchen auf der Bühne. Auch das ist eine positive Verankerung und wird helfen, dein Gehirn umzuprogrammieren und den Auftritt als etwas Positives abzuspeichern.

 

 

 

6. Visualisieren 

Wie ich schon sagte, unser Gehirn kann nicht unterscheiden, ob wir uns etwas vorstellen, oder ob es Realität ist. Sportler machen sich diesen Umstand schon lange zu Nutzen, indem sie sich mental ihre Wettkämpfe/Siege in allen Einzelheiten vorstellen. 

Auch wir als Sängerinnen können unseren idealen Auftritt visualisieren. Damit es sich noch stärker im Gehirn verankert, gehe ich noch einen Schritt weiter: 

Stelle Dir deinen idealen Auftritt über alle Sinneskanäle vor (jeweils mindestens 5 Dinge): Was siehst Du, was hörst Du, was fühlst Du in den Händen, was riechst Du und was schmeckst Du. 

Vielleicht siehst Du die Bühne, dein Mikrofon, den Saal, die applaudierenden Menschen, Du hörst deinen Klavierspieler oder das Playback, die Musik, Du spürst das Mikrofon in deiner Hand oder wie Du dir durchs Haar gehst. Du riechst den Duft deines Lieblingsparfums, eine Rose, die Dir ein Fan auf die Bühne geworfen hat, Du schmeckst dein Lieblingsgetränk oder ein erfrischendes Kräuterbonbon.

Alles was Du als angenehm und wohltuend empfindest ist, erlaubt. Und dabei ist es nicht wichtig, wie realistisch es ist. Und falls ein Gefühl der Nervosität aufkommt, während Du visualisierst, dann ist das total ok. Stelle Dir vor, dass Du trotz dieser nervösen Gefühle wunderbar performst und es alles wunderbar klappt und verläuft. Und ja, es ist wie innerliches Schauspielen in deinem Geiste ...

Fühle die Glücksgefühle, wie es sich anfühlt, deinen Song wundervoll zu singen, wie Du so viel Freude und Liebe empfindest zu singen und wie wunderbar es sich anfühlt, dass alles im Fluss ist und wunderbar klappt. Genieße das Gefühl hinterher voller Freude und Stolz, dass Du diesen Schritt gegangen bist und einen wunderbaren Auftritt für Dich und dein Publikum hattest. 

Wenn Du das z. B. in den Wochen und Tagen vor deinem Konzert täglich vor dem Einschlafen oder direkt nach dem Aufwachen tust (dann ist unser Unterbewusstsein besonders aufnahmebereit), wird sich das sehr positiv auswirken und Dir eine innere Stärke verleihen. Denn für einen Teil deines Gehirns wurde diese Erfahrung bereits in Form von Synapsen verdrahtet und so ist bereits vorher eine innere Vertrautheit mit der Auftrittssituation entstanden, so als hättest Du es schon erlebt, zumindest "denkt" dies dein Gehirn. Von diesem Umstand wirst Du sehr profitieren. Daher empfehle ich Dir möglichst frühzeitig damit anzufangen. 

7. Andere beeindrucken wollen versus sich Verschenken 

Im Wort beeinDRUCKen steckt es schon drin: das Wort Druck. Denn wenn Du auf die Bühne gehst, um dein Publikum zu beeindrucken, machst Du dir unterbewusst den Druck, dass alle von Dir beeindruckt sein müssen und jeder dich gut finden muss. 

Aber das haben wir als Sänger/innen ja gar nicht in der Hand. 

Außerdem geht es dem Publikum nicht darum, sich beeindrucken zu lassen oder dort zu sitzen und dich zu bewerten. Es kommt zum Konzert, um eine gute Zeit zu haben, einen schönen Abend mit Dir gemeinsam. Es will vor allem, dass Du eine gute Zeit hast, dass Du deinen Auftritt genießen kannst und Freude dabei hast. Das überträgt sich dann auch auf das Publikum. Also mache Dir auch für Dich selber eine schöne Zeit und sei mit Dir verbunden.

Sieh dich als Teil des Publikums, als Teil dieser Gemeinschaft und sehe die Menschen als deine Freunde, nicht als deine Kritiker. 

Verbinde Dich vor dem Auftritt mit deinem Herzen, verbinde dich mit der Kraft der Liebe. Liebe und Dankbarkeit sind energetisch sehr hochfrequente Gefühle, sie sind viel stärker als Angst und Unsicherheit. Gebe dich der Liebe hin und der Musik. Du bist ein Kanal, durch den die Gefühle und die Musik hindurch strömen zu deinem Publikum. 

Und nicht zu vergessen die FREUDE. Hinter der Angst liegt immer die Freude und Du darfst Dich freuen, auf die Musik, auf deinen Auftritt und auf das gemeinsame Erlebnis mit deinen Zuhörern. Ich wünsche Dir ganz viel Leichtigkeit und Freude! Ja, es darf leicht sein! 

Schlusswort 

Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel ein paar Anregungen geben und Dir helfen, mit deinem nächsten Lampenfieber konstruktiver umzugehen. Gib mir gerne Feedback! 

In jedem Fall nutze jede Auftrittsmöglichkeit, denn mit dem Tun, von Auftritt zu Auftritt wirst Du dich immer mehr an die Bühnensituation gewöhnen. 

Ich wünsche Dir viele freudvolle Auftritte!

 

 

 

Mein Name ist Canan Uzerli und meine Leidenschaft ist es Mädchen&Frauen zu helfen, ihre Stimme zu finden und ihr stimmliches Potential zu entfalten. Ich unterrichte in meinem Raum für Gesang in Hamburg und über Skype/Facetime.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

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