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#19: Die eigene Stimme verbessern durch weniger Anspannung beim Singen

#19: Die eigene Stimme verbessern durch weniger Anspannung beim Singen

Im heutigen Blogartikel erfährst du die vielleicht wichtigsten Tipps, um direkt deine Stimme zu verbessern, aber auch langfristig leistungsfähig zu erhalten.

Auch wenn die Stimme eines jeden Menschen sehr unterschiedlich ist und ganz individuelle Stärken und Schwächen aufweist, so gibt es dennoch gemeinsame Angewohnheiten, die ich bei vielen Schüler/innen und gerade Anfänger/innen beobachte, die einem freien Stimmklang im Wege stehen. 

Vielleicht kennst Du Folgendes: Du singst eine Weile und irgendwann wirst Du heiser oder es ist anstrengend? Oder du hast das Gefühl, deine Stimme ist nicht frei, sie ist irgendwie in deinem Inneren gefangen und kann nicht frei herausfließen, sie hört sich gequetscht oder gepresst an? Vielleicht hast Du Schmerzen im Hals, wenn Du singst oder Du singst immer sehr vorsichtig und leise, so dass fast kein Ton rauskommt? 

All diese Phänomene haben eine gemeinsame Ursache: unnötige Anspannung. 

Im heutigen Blogartikel erfährst Du, welche verschiedenen Formen der Anspannung dich daran hindern, frei und entspannt zu singen und wie Du sie vermeiden kannst. Du erfährst, warum es so wichtig ist, entspannt zu bleiben beim Singen und wie Du das hinbekommen kannst. 

Dieses Thema ist so wichtig, denn zu viel Anspannung kann auf lange Sicht deiner Stimme extremen Schaden zufügen und das wollen wir unbedingt vermeiden. 

1. Warum wollen wir unnötige Anspannung beim Singen vermeiden? 

Ich habe es oben schon gesagt, Anspannung wirkt sich negativ auf deine Tonqualität aus und behindert einen freien Stimmklang. Außerdem schränkt Anspannung deine Stimmausdauer ein und macht deine Stimme schnell müde und heiser, so kannst Du keine Konzerte durchhalten oder lange Chorproben und Studioaufnahmen. 

Anspannung schadet außerdem deiner Stimmgesundheit. Die Stimme kann kurzfristige Belastungen wegstecken (z. B. eine laute Party oder eine laute Demonstration/Fußballspiel) aber wiederholte stimmliche Belastung durch zu  viel Druck und Anspannung im Hals beim Sprechen und Singen kann deiner Stimme auf Dauer erheblichen Schaden zufügen. 

2. Welche Faktoren begünstigen die Anspannung beim Singen? 

 

Dein Sing-Umfeld 

Wenn Du beispielsweise an einem sehr lauten Ort singst oder sprichst, wirst Du mehr Druck im Hals ausüben, um die äußere Lautstärke zu übertünchen. Das kann in deinem Chor sein, wenn Du um dich herum sehr laute Stimmen hast, mit denen Du mithalten möchtest oder im Proberaum, wenn die Instrumente deiner Bandmitglieder einfach zu laut eingestellt sind. Natürlich kann es auch auf Konzerten vorkommen, auf denen Du bist und lauthals mitsingst oder Du auf einer Bühne singst, auf der dein Monitorsound nicht gut eingestellt ist und Du dich selber zu wenig hörst. Die äußere Umgebung kann in all diesen Fällen dazu führen, dass Du mit mehr Druck und Anspannung als nötig singst oder sprichst. 

Die Dauer 

Vielleicht bist Du in einem Chor und hast schon mal an Chorwochenenden mitgemacht. Da singt man mehrere Stunden am Tag und das ist auch mal möglich, aber meistens auch anstrengend. Jeden Tag 3-4 Stunden anspruchsvolles Programm zu singen und dann noch nebenbei viel zu sprechen ist für die Stimme ein Marathon. Stimmliche Ruhepausen sind enorm wichtig und Du solltest da sehr achtsam mit deinem Körper und deiner Stimme umgehen. Auch beim Singen-Üben empfehle ich täglich lieber in kürzeren Abschnitten zu üben (z. B. 3x 10 min oder 2x 20 min mit Pausen dazwischen) anstelle 1-2 Stunden am Stück. 

Stimmumfang und Stimmlage 

Anspannung beim Singen kann begünstigt werden, wenn man in zu hoher oder zu tiefer Tonlage singt. Es ist in jedem Fall wünschenswert, seine stimmlichen Grenzen zu erweitern und auch auszuloten, aber nicht dauerhaft. Du solltest schon darauf achten, dass Du gemäß deiner komfortablen Tessitur * singst und dich nicht ständig in eher unbequemen und grenzwertigen Bereichen deines Stimmumfangs bewegst. Auch das kann Anspannung und unnötigen Druck auf deine Stimme begünstigen. 

*(Die Tessitur ist im Gesang der Bereich des Stimmumfanges, der für den musikalischen Ausdruck nutzbar ist.  Die Tessitur hat einen geringeren Umfang als der physisch mögliche Stimmumfang. Zur Tessitur gehören diejenigen Töne, die der Sänger dauerhaft klangschön und mit dem für eine Partie erforderlichen Timbre in der notwendigen Lautstärke erzeugen kann, ohne dabei physische Schäden zu erleiden. Quelle: Wikipedia) 

Die Intensität/Lautstärke und wo Du stehst 

Nehmen wir einmal an Du bist Adele Fan und singst vor allem nur ihre Lieder. Dabei versuchst Du den lauten und kraftvollen, tiefen brustigen Sound deines Vorbildes nachzuahmen. Du liebst dieses laute und kraftvolle Singen in der Brustimme und nur das ist das wahre Singen für dich. Achtung! Wenn Du dauerhaft zu lange zu laut und kraftvoll in deiner Bruststimme singst, ohne die richtige Atemunterstützung anzuwenden und auch immer wieder die Randschwingung, also deine Kopfstimme einzubeziehen, kann sich das stimmermüdend auswirken! Lasse Dir am besten von einem Gesangscoach helfen, um zu lernen, auch deine anderen Register wie Kopfstimme und Mischstimme zu entwickeln und vor allem eine gute Atemstütze zu entwickeln. (Tipps für die richtige Sängeratmung findest Du HIER)

Es könnte außerdem sein, dass Du durch zu viel Anspannung und Druck im Hals deine Stimme zwingen möchtest, so zu klingen wie dein Vorbild. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass Adele schon eine Stimm-OP hatte, weil sie durch zu viel Druck ihren Stimmlippen geschadet hatte und sich Stimmknötchen gebildet hatten. Daher ist es immer mit Vorsicht zu genießen, bestimmte klangliche Ideale einfach nachahmen zu wollen! Sei auch hier wieder ganz achtsam mit Dir, fühlt sich etwas eng oder schmerzhaft an, dann ist es falsch. Dann bitte direkt aufhören, so zu singen. 

 

3. Wo findet die stimmliche Anspannung genau statt? 

 

Bisher habe ich vor allem von Anspannung und Druck im Hals gesprochen. Dabei meine ich immer auch deine Stimmlippen, die durch zu viel Druck und Anspannung in Mitleidenschaft gezogen werden. Es gibt nun aber noch eine Vielzahl an Muskeln um deinen Kehlkopf herum, näher und weiter entfernt, die allesamt zu Verspannungen und Anspannung deines Gesangs führen können. Im Folgenden schauen wir uns Bereiche physischer Anspannung beim Singen an und was Du dagegen tun kannst: 

Dein Hals & Nacken 

Nackenverspannungen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet und werden durch das viele und lange Sitzen vor dem Computer leider gefördert. Die Anspannung der Nackenmuskulatur und auch der vorderen Halsmuskulatur haben direkten Einfluss auf deinen Kehlkopf. Dieser ist nämlich mit den dortigen Muskeln verbunden und so kann sich die Anspannung direkt auch auf die Stimmlippen übertragen.

Was Du tun kannst: Massiere während des Singens deine Nackenmuskulatur, bewege deinen Hals langsam nach rechts und links und massiere auch die seitlichen und vorderen Halsmuskeln sanft. Beobachte dich im Spiegel... da kannst Du vor allem die vorderen und seitlichen Halsmuskeln beobachten und sehen, ob sie zu sehr angespannt sind. Massiere sie und dehne sie sanft indem Du einmal über deine linke Schulter  nach hinten schaust und dann auf der anderen Seite über deine rechte Schulter. 

Die Atmung

Man würde vielleicht nicht direkt darauf kommen, aber auch eine falsche Atmung kann die Stimme belasten. Wenn wir nämlich zu viel Luft einatmen und auch zu viel Luft verwenden beim Singen. Um eine kontrollierte Luftabgabe zu gewährleisten, kannst Du gut das Lippenflattern anwenden oder auch auf www oder sss singen. Was die Atmung ansonsten betrifft, ist der größte Übeltäter ein angespannter Solarplexus und das wollen wir unbedingt vermeiden.

Wo liegt der Solarplexus oder das sogenannte Sonnengeflecht? "Das Sonnengeflecht ist ein Geflecht aus Fasern und Knoten des vegetativen Nervensystems in der Form eines unregelmäßigen Rings mit Strahlen. Es liegt zwischen Brustbein und Bauchnabel am Übergang von Brust- und Lendenwirbelsäule in der Tiefe des Oberbauchs.(Quelle: Wikipedia) Das Sonnengeflecht ist in seinem idealen Zustand entspannt und weich: Du kannst mit deinen Fingern mühelos hineindrücken. Beim Einatmen und Ausatmen sollte es immer entspannt sein und beweglich. In einem der nächsten Artikel werde ich darauf ausführlich eingehen.

 

Dein Kehlkopf 

Der Kehlkopf ist das Zuhause unserer Stimmlippen und im Hals locker und entspannt aufgehängt (im besten Fall). Wenn wir nun die Tonhöhe verändern, möchten wir nicht, dass der Kehlkopf entsprechend der Tonhöhe seine Position verändert. Wir wollen nicht, dass der Kehlkopf je höher wir singen, umso höher steigt und je tiefer wir singen, umso tiefer rutscht.

Unser Kehlkopf soll also nicht unsere Tonhöhe mitbestimmen, das bewerkstelligen allein unsere Stimmlippen. Die Höhe des Kehlkopfes soll hingegen über unseren Gesangsstil entscheiden. Singen wir eher klassisch, darf er etwas tiefer hängen und wenn wir poppig singen, darf er auch mal etwas höher, ansonsten hängt er neutral aufgehängt. Aber er sollte nicht ständig seine Position entsprechend der Tonhöhe verändern. 

Deine  Körperhaltung 

Du singst mit dem ganzen Körper, dein Körper ist dein Instrument. Umso wichtiger ist es, dass Du ihn nicht vergisst. Achte unbedingt auf eine aufgerichtete Körperhaltung. Stelle deine Füße hüftbreit mit gleichmäßigem Bodenkontakt. Lockere deine Knie, lasse deinen Bauch entspannt fallen, vermeide unnötige Anspannung im Po oder im unteren Rücken. Hebe dein Brustbein, lass deine Schultern locker hängen und stelle Dir vor Du bist an deinem Scheitel an einem unsichtbaren Faden aufgehängt wie eine Marionette.

Recke und Strecke dich, dehne dich und lockere dich vor dem Singen. Du kannst auch deinen gesamten Körper abklopfen, um ihn zu beleben und zu durchbluten. Mache den Hampelmann und wärme so deinen Körper auf. Auch Yoga ist bestens dazu geeignet und ich hatte schon einige Schülerinnen, die nach einer Yogastunde zum Gesangsunterricht gekommen sind und sich gewundert haben, wie viel leichter und freier das Singen dann direkt sein kann. 

Deine Stimmlippen 

Deine Stimmlippen können natürlich auch unter Anspannung stehen. Die Stimmlippen bestehen ja auch aus Muskeln und diese Muskeln können sich stärker verdichten, anspannen oder auch lockerer und luftiger schwingen. Du kannst mit ihnen einen gequetschten, einen sauberen, einen luftigen oder einen kratzigen Ton singen. Auch hier gilt es achtsam spüren: Fühlt sich die aktuelle Tonproduktion gut an, frei und ohne zu viel Druck oder gar Schmerzen?   

Dein Kiefer und deine Zunge 

Kieferverspannungen sind auch ein weitverbreitetes Problem in unserer Gesellschaft und sehr viele Schülerinnen von mir haben damit zutun. Gerade Kiefer und Zunge sitzen ja oberhalb des Kehlkopfes und so besteht die Gefahr, dass sie bei Anspannung den Kehlkopf nach oben ziehen.

Um deinen Kiefer zu entspannen, setze dich in einen bequemen Sessel und stelle Dir vor, wie Du im Sitzen einschläfst. Dabei lass deinen Kiefer von seinem Eigengewicht nach unten sinken und sitze nun mehr mit offenem Mund da. Atme ruhig durch die Nase und stelle Dir vor, wie der Kiefer immer weiter nach unten sinkt und sich entspannt. Bleibe so eine Minute sitzen, indem Du ruhig weiter atmest. Diese Übung befreit dich direkt von Kieferverspannungen. 

Auch die Zunge soll locker und frei von Anspannung im Mund liegen. Dabei berührt die Zungenspitze die unteren Vorderzähne von hinten. Du kannst den weichen Bereich hinter deinem Kinn am Unterkiefer etwas massieren: Dadurch entspannt sich die Zungenwurzel. Du kannst außerdem deine Zunge ganz weit rausstrecken und danach in deinem Mund rechts und links deine Zahnreihen ablaufen lassen von vorne und hinten. Oder Du sagst mehrere lockere BlaBlaBlaBlaBla’s..:) 

Dein körperlicher Zustand

Die oben genannten Teilbereiche sind allesamt wichtig, um neue Gewohnheiten zu bilden, weg von Anspannung und Druck. Was in diesen Teilbereichen wichtig ist, ist auch bezogen auf den gesamten Körper wichtig. Wir müssen überhaupt wieder lernen, in einen entspannten körperlichen Zustand zu gelangen und auch zu spüren, wie sich das anfühlt. Wenn wir von einer entspannten und befreiten Stimme reden, müssen wir als Sänger/innen die Fähigkeit entwickeln, uns in jedem Moment entspannen zu können, während wir singen.

Wie können wir das lernen?

Die Antwort ist relativ simpel: Wir müssen unseren Fokus weg vom Klang hin auf ein entspanntes und durchlässiges, lockeres Körpergefühl richten. Ein Weg kann sein, dass Du dich beim Singen fragst: wie entspannt kann ich jetzt sein, während ich singe? Schärfe deine Wahrnehmung und spüre, wo sich Anspannungen zeigen. Suche nach Wegen, die Anspannung in Entspannung umzuwandeln... das kann durch Lockern, Dehnen, Yoga, Mediation etc. sein, Tanzen kann auch helfen... experimentiere was dir hilft, Bewegung oder Ruhe.... und lass den Klang einfach ruhig strömen, wie er auch kommen mag, und wie auch immer es sich anhört.

Es kann sein, dass dein Stimmklang sich nun ganz anders anhört, leiser, offener, weicher und Du es als eine Art Verlust empfindest... aber eigentlich ist es ein Gewinn: weg von angespannter Gewohnheit hin zu entspannterem und freierem Körpergefühl und Klang. Das geht vielleicht nicht von heute auf morgen, aber Schritt für Schritt. Deine Stimme wird es Dir danken und Du wirst lange Freude mit ihr haben.

Deine seelische Verfassung 

Im Vergleich zu all den vorherigen genannten Punkten kommen wir nun aber zum wohl wichtigsten Faktor gegen angespanntes Singen. Denn was nützt es, wenn Du dich um die körperliche Lockerung bestens gekümmert hast, aber anspannende Gedanken denkst wie „Warum schaffe ich diesen Ton immer noch nicht?“, „Wie soll ich diese Höhe erreichen?“, „Meine Stimme hört sich ja schrecklich an!“, „Wieso können es die anderen besser als ich?“ Etc.  

All diese negativen Überzeugungen und angstvolle Gedanken können dich davon abhalten, frei und entspannt zu singen, denn sie sorgen direkt wieder für körperliche Anspannung. Daher achte vor dem Singen auch besonders auf dein inneres Mindset. Ersetze die dich stressenden Gedanken durch positive: 

„Ich liebe es zu singen und erfreue mich an meiner Stimme“ 

„Ich entwickle mich jeden Tag weiter und Singen ist ein Geschenk“ 

„Ich erfreue mich an meiner Stimme mein Leben lang“...  usw.

Aus Erfahrung kann ich sagen: Diejenigen Schülerinnen, die eine positive und lockere sowie entspannte Geisteshaltung haben, sich Fehler erlauben und sich nicht zu hart beurteilen und ständig bewerten, kommen viel schneller und leichter voran auf ihrem stimmlichen Entwicklungsweg.

Leider gibt es in unserem Inneren keinen Schalter, der unsere negativen Überzeugungen einfach abschalten kann und den inneren Kritiker zum Schweigen bringt. 

Aber wir können daran arbeiten, unser Denken umzuprogrammieren und neue, positive uns stärkende Glaubenssätze zu entwickeln. 

Das geht meistens nicht von heute auf morgen, wir müssen täglich achtsam sein und eine Art Gedankenhygiene betreiben, indem wir unsere Gedanken beobachten und erkennen, was unser innerer Kritiker da so alles vor sich her  schwafelt... 

Dazu ein Tipp: Benutze die STOPP- Technik: Die Stop Technik hilft dir, sobald du dich wieder dabei beobachtest einen negativen und begrenzenden Gedanken zu denken, innerlich Stop zu sagen. Und ihn im zweiten Schritt mit einem positiven Gedanken zu ersetzen! 

Das Thema Mind-Set ist nicht nur Teil meines Online-Kurses, den ich auch im Rahmen meines GRATIS TRAININGS vorstelle , sondern auch von etwas Neuem, was ich entwickelt habe:

Ein Journal für Gesangsbegeisterte. Mehr Infos zum Journal findest du HIER

 

In diesem Sinne, Let Your Heart Sing! Deine Canan

 

Mein Name ist Canan Uzerli und meine Leidenschaft ist es Mädchen&Frauen zu helfen, ihre Stimme zu finden und ihr stimmliches Potential zu entfalten. Ich unterrichte in meinem Raum für Gesang in Hamburg und über Skype/Facetime.

 

 

 

 

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