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#35: Wie ist die Beziehung zu deiner Stimme?

#35: Wie ist die Beziehung zu deiner Stimme?


Heute möchte ich mich mit dir über deine Beziehung zu deiner Stimme sprechen... 

"Wie ist die Beziehung zu deiner Stimme?" 

Ich hatte ja neulich in meiner Instagram Story folgende Frage gestellt: 

"Beschreibe in einem Wort oder Satz die Beziehung zu deiner Stimme". 

Es kamen darauf hin sehr unterschiedliche Antworten, die ich dir in der heutigen Episode vorstellen möchte und es geht um die Frage, wie die Beziehung zu deiner Stimme ist und warum du dir als Sängerin & Sänger diese Frage unbedingt stellen solltest und welchen Einfluss das auf deinen Gesang hat.

 

Hier also nun eine Auswahl an Antworten, die Follower*Innen mir gesendet haben:

Verzwickt 
Persönlich 
Es ist eine Hassliebe 
Am Anfang war es "isso" jetzt ist es Liebe 
Ich höre sie nicht gerne, auch wenn andere sie positiv sehen 
Wertschätzend 
Wachsend 
Annäherung 
Persönlich 
Brücke 
Ich mag den Klang meiner Stimme nicht aufgenommen 
Unsteht 
Schwierig 
Überraschend 

Der Grund, warum ich diese Frage gestellt habe ist, weil die meisten Sängerinnen und Sänger nicht über folgende Dynamik nachdenken: 

Man sieht die eigene Stimme vielleicht einfach als einen Teil von sich oder als ein Ausdrucksmittel oder als eine Fähigkeit, die man versucht auszubauen... 

Seltener denkt man über die persönliche Beziehung zur eigenen Stimme  nach und welche Reibungen, Missverständnisse aber vielleicht auch Konflikte in dieser Beziehung wirken... 

Dabei ist es sehr wichtig dem auf die Spur zu kommen, denn all das wirkt sich nicht nur auf den eigenen Klang aus und auf den eigenen stimmlichen Möglichkeiten-Raum, sondern auch auf das  Selbstvertrauen und die eigene Selbstsicherheit. 

Stimme besteht eben nicht nur aus Stimmlippen, Atemfluss, Resonanzräumen, Gaumensegel, Kiefer, Zunge und Lippen etc., sondern auch aus zahllosen Geschichten, die wir uns erzählen... 

Wir haben unzählige Geschichten darüber, was gut ist, was erlaubt ist, wie wir gesehen und gehört werden sollten, und welche Erwartungen wir haben, und was wir tun, wenn sich diese Erwartungen nicht sofort erfüllen... 

Ich lade dich jetzt zu einem Gedanken-Experiment ein: 

Stelle dir vor, dass deine Stimme eine Person ist und dass du mit ihr zusammen bist, dass du eine Beziehung mit ihr hast... 

Vielleicht ist es eine Art Freundschaft, Liebesbeziehung, On-Off-Beziehung, eine gefestigte Ehe oder lockere Verbindung...wie auch immer sie ist: 

Wie sprichst du mit ihr, wie sprichst du mit oder über deine Stimme, was sind die gängigen Worte oder Sätze die du über deine Stimme sagst oder auch über deine Stimme denkst? 

Sind sie ermutigend und liebevoll, sind sie großzügig und 
neugierig oder sind sie ungeduldig, frustrierend, sehr streng oder manchmal sogar grausam? 

Und stelle dir vor, dass deine Stimme wie ein Partner wäre, und wenn du mit deinem Partner so sprechen würdest, wie du mit deiner Stimme (innerlich) sprichst oder über deine Stimme sprichst.... 

Wie würde er/sie sich fühlen, würden er/sie gerne in deiner Nähe sein, würde er/sie sich so für dich einsetzen, wie du es dir wünschst? 

Was sind deine Erwartungen an deine Stimme? 

Bist du gnädig mit ihr und schenkst ihr Auszeiten, kümmerst du dich um sie, wenn sie krank oder müde ist oder muss sie jedes mal perfekt sein dass du sie lieben kannst? 

Muss sie wie ein Tanzbär auftreten, wann immer du es willst? Zwingst du sie trotz Krankheit und Müdigkeit zu funktionieren, und liebst du sie nur unter der Bedingung, dass sie immer alles genau so macht, wie du es willst und ist das eine faire Art, sie zu behandeln? 

Welche Zeit und Aufmerksamkeit schenkst Du deiner Stimme? 

Bekommt sie viel Qualitätszeit mit dir, in der du sie erforschst, tanzt und spielen lässt, und in der du den Prozess tatsächlich genießt oder wird sie vernachlässigt oder bekommt sie nur kurz vor einem Auftritt oder einer Aufnahmesession Aufmerksamkeit, und selbst dann setzt du sie so unter Druck, dass es für sie nicht wirklich angenehm sein kann? 

Wie behandelst du deine Stimme, wenn du dich aus deiner Komfortzone wagst, wenn du beispielsweise zum ersten Mal nach längerer Abstinenz wieder auftrittst oder zu einem wichtigen Vorsingen gehst, wie gehst du in solchen Momenten mit ihr um, wenn du emotional und auch körperlich angespannt bist? 

Sprichst du dann ganz sanft mit ihr und lässt sie wissen, dass du einfach hier bist, um dein Bestes zu geben, dass du stolz auf sie bist, weil sie auftritt oder drohst du ihr, dass sie besser ihre Angst überwindet, weil du das jetzt gerade garnicht gebrauchen kannst und wenn sie jetzt nicht abliefert, dann lässt du das mit dem Singen ein für allemal.. 

Vielleicht denkst du dir jetzt, dass diese Personifizierung deiner Stimme und deiner Beziehung zu ihr irgendwie albern ist, das ist ok. 

Aber ich möchte damit auf einen sehr wichtigen und wohl auch den größten Schmerzpunkt und Frust von Sängerinnen und Sängern aufmerksam machen, der weit verbreitet ist: 

Sich selber herabzusetzen und sich und die eigene Stimme abzuwerten. 

Das ist der Grund Nr. 1, der deinem gesunden Selbstvertrauen beim Singen im Weg steht. 

Deine ängstlichen Anteile in dir anzuklagen und abzulehnen, wird sie niemals dazu bringen, sich zu beruhigen. 

Dieses Entweder-Oder-Denken, was alles entweder in Perfektion oder Versagen unterteilt, wird dir niemals die Ergebnisse bringen, die du dir eigentlich wünschst. 

Die Anspannung, das Zittern, das Wackeln, Atemlosigkeit oder der Bruch: was auch immer es ist, was dich an deiner Stimme frustriert und zur gedanklichen Abwertung führt: 

All diese Dinge sind Wege, über die dein Körper dir mitteilt, dass es hier etwas zu lösen gibt, und ja, die GesangsTECHNIK ist dabei nur ein Teil der Medaille. 

Das Problem ist, dass wir in diesen Momenten, in denen wir das Gefühl haben, einen Fehler gemacht zu haben, direkt Wut, Frustration oder 
Enttäuschung empfinden oder uns direkt einreden, dass wir nicht dafür geschaffen sind...anstelle durchzuatmen und uns ganz nüchtern zu fragen, warum passiert das gerade mit meiner Stimme und woran könnte es liegen? 

Und manchmal hat es technische Gründe, es könnte die fehlende Weitstellung deiner Rippen sein und die dadurch ineffektive Atmung, zuviel Druck auf Stimmlippen-Ebene oder eine fehlende Klangvorstellung... 

Aber es kann genauso gut sein, dass sich solche Probleme lösen lassen, indem man mehr Fragen zu Erwartungen, Ängsten und Zweifeln stellt, zu vermeintlichen Regeln und zu deiner Fähigkeit, Gefühle und Emotionen im Körper festzuhalten oder eben freizulassen und den Klang davon zu beflügeln.... 

Es gibt also eine Menge, die man erforschen kann, aber ich würde es gerne einfach halten und dich einladen, mit dieser einen Frage zu beginnen, die ich oben gestellt habe: 

Wie würdest du die Beziehung zu deiner Stimme mit einem Wort oder in einem Satz beschreiben? 

Und schon das kann dir einiges an Erkenntnissen schenken...

 

Mein Name ist Canan Uzerli und meine Leidenschaft ist es Mädchen&Frauen zu helfen, ihre Stimme zu finden und ihr stimmliches Potential zu entfalten. Ich unterrichte in meinem Raum für Gesang in Hamburg oder auch ONLINE über Skype/Facetime.

 

 

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